Wortschätzchenallerlei (01)

Frühlingzeit ist Sachensucherwortfindezeit: Wenn mich eine wunderbare Kundin anruft und von den ersten Schlotfegerli in ihrem Garten schwärmt. Kurz war ich verblüfft, dann erinnerte ich mich: An meine Lieblingstante und ihren Frühlingsgarten mit den vielen, kleinen Blüten. Manche von ihnen duftend, die meisten schon früh im Jahr blühend wie Schneeglanz und Schneeglöckchen. Schlotfegerle, so nannte auch Tante Marie die blauen und weißen Traubenhyazinthen mit ihrem zarten, an Moschus erinnernden Duft. Muscari heißt die Gattung deswegen, die Zwiebeln einiger Sorten werden in Griechenland in Essig eingelegt und wie Perlzwiebeln gegessen.

 

Zu meinen Lieblingsgartenwortschätzchen gehören auch zwei Pflanzen, die nicht miteinander verwandt sind und dennoch beide »Bettsoicher« beziehungsweise »Bettseicher« genannt werden. Das weiße, lila schimmernde Wiesen-Schaumkraut ist nicht nur hübsch anzusehen, auch Bienen lieben die Pflanze. Neben Hahnenklee alias Butterblume blüht sie und teilt mit dem Löwenzahn eine Eigenschaft, auf die sich auch der volkstümliche Name bezieht: Beide Pflanzen wurden lange Zeit in der Pflanzenheilkunde eingesetzt, sie wirken entwässernd und harntreibend.


Als Salat pur mit Himbeervinaigrette, Zutat zu einer Salatmischung oder Pesto zu Nudeln schmecken die grünen Blätter des heimischen Löwenzahns ganz hervorragend. Vor der Blüte sind sie mild bitter, danach werden sie ungenießbar. Andere hochwachsende und großblättrige Sorten, die man in italienischen oder türkischen Gemüseläden bekommt, werden in Salzwasser blanchiert und lauwarm mit Olivenöl und Zitronensaft serviert. Übrigens haben unsere französischen Nachbarn, deren Sprache oft so allerliebst verschnörkelt und elegant ist,  eine amüsante Bezeichnung, die ebenso auf die Wirkung des Löwenzahns zurückgeht: Sie nennen die Pflanze »le Pissenlit«, was wörtlich übersetzt »der Bettpinkler« bedeutet…