
Am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz (27.1.1945): Meta kennzeichnet manche Beiträge über das Vernichtungslager als gewaltverherrlichende, drastische Darstellungen und fragte seine Nutzerinnen und Nutzer, ob sie den Beitrag tatsächlich sehen wollen. So ist das mit den Bildern – man kann sie ausblenden, Fernseher, Internet, mobile Endgeräte abschalten und sich der Erinnerung verweigern.
Die Porträts von Alfred Walter Grünebaum entstanden Ende der 30er Jahre (oben rechts) und vermutlich kurz vor seiner Inhaftierung 1942. Sie sind die letzten Bilder des jungen Mannes, der 1942 von Westerbork/Vught nach Auschwitz deportiert und dort wenige Wochen später ermordet wurde; laut Urkunde des Standesamts Auschwitz starb Walter mit 22 Jahren an »Herzmuskelschwäche«.
Sein Onkel Herbert Zerkowski (im Bild hinter meiner Großmutter im weißen Kleid) und dessen Schwester Margarete (genannt Grete) überlebten als einzige Familienmitglieder in der Emigration in Großbritannien und den USA. Herberts Bruder Martin, seine Frau Gertrude und die gemeinsame Tochter Eva, gerade einmal 15 Jahre alt, wurden im Vernichtungslager Sobibór ermordet, die große Schwester Frieda, ihr Mann Max Moses Grünebaum sowie der ältere Neffe Alfred Walter in Auschwitz. Auf einem der Todesmärsche von Auschwitz starb auch der jüngere Neffe Ernst Günther, mit gerade einmal 18 Jahren. »Irgendwo in Deutschland« ist in den Unterlagen vermerkt.
Derweil liegt ein Recherche-Wochenende in Archiven wie dem Arolsen Archiv hinter mir; auf der Suche nach den Spuren von Omis Jugendfreund Herbert und seiner Familie, in Sterbebüchern, Kladden, Fotos, die mittlerweile vielfach online verfügbar sind. Auch auf der Suche nach dem Schicksal der jüdischen Nachbarn meiner Großmutter, die bis in die USA und ins dortige US Holocaust Memorial Museum führen. Eine Arbeit für ein Buchprojekt, die mich zutiefst berührt und die ich nur stundenweise ertrage. Die Funde sind teils sehr persönlich, es sind Notizen und Inventarlisten, historische Fotos von Wohnorten. Darüber hinaus legen sie Zeugnis millionenfachen Mordes ab, in akkurater Organisation und kompletter Entwürdigung: Wenn von Menschen nichts als eine in ungelenker Handschrift notierte Nummer in den Krematoriumslisten von Auschwitz bleibt….
»Der Tod ist ein Meister aus Deutschland …« schrieb Paul Celan. Man darf nicht vergessen.