Morgenwette in 3400 Zeichen
Eine morgendliche Runde im Wintersonnenschein, über Felder und Wiesen: Unter den Sohlen bricht knirschend die dünne Eisschicht der Pfützen. Zweige funkeln im Licht; winzigen Prismen gleich, leuchten in den Reifkrusten kleine Regenbogen. Es ist so hell, selbst eine Sonnenbrille schützt nicht vor dem gleißenden Licht. Wie Scherenschnitte reihen sich die Silhouetten der rheinhessischen Hügel; zwischen ihnen liegt leichter Dunst. Vogelzwitschern in den Hecken und Knicks, so heißen die Grenzen zwischen den Feldern. Ein bißchen Frühling, einige winzige Blüten einer Wildblume im windgeschützten Winkel. Nur nicht pflücken, ein kleines Winterwunder verdient es, dort weiter zu blühen.
Die windstille Luft schmeckt rein und frisch, es prickelt und kitzelt im Gesicht. Fingerspitzen in Wolle gehüllt, fröstelnd mit Pullover und Steppweste, die Füße in Stiefeln: Frost zwickt in die Zehen, den Wollsocken zum Trotz. Es ist ein Morgenvergnügen sondergleichen, sich zwecks Gehirnentlüftung ordentlich zu bewegen. Einerlei bei welchem Wetter, diese eine Stunde (mehr …)