Pastis Breton
Ein hinreißender Ort wäre das alte Generalshaus in der Bretagne gewesen; für einen Krimi, ein Psychodrama oder einen Film mit rabenschwarzem Humor. Damals, als ich dort einen Freund besuchte, verwitterte das Gemäuer hinter hohen alten Hecken still vor sich hin. Die Mauern umwuchert von fast mannshohen Hortensienbüschen aller Farben, deren üppige Blütendolden in der Sonne leuchteten. In einem winzigen Ort im Finisterre gelegen, jenem windumwehten, äußersten Westzipfel der Grande Nation, wo sich nicht einmal mehr Hase und Fuchs Gute Nacht sagen und gelegentlich ein U-Boot im Meer vorbeidümpelt.
Vor allem die Küche der Villa war beeindruckend; ihre Ausstattung mit gusseisernen, von jahrzehntelangem Gebrauch ausgeglühten Brätern und Pfannen verriet die Vorliebe der ehemaligen Bewohner für genussvolle Kochexperimente. Einer Vielzahl exzellenter Geräte und Messer fanden wir dort in Schubladen und Kästen vor und setzten die Tradition des Hauses gemeinsam fort: Mit Henris wunderbarem Muschelrisotto, phantasievollen Kreationen aus frisch gefangenem Fisch, knusprigem Baguette und starkem, schwarzen Kaffee zum späten Frühstück. Henri hatte dort einige merkwürdige Besucher um sich geschart, deren Geschichten ein aberwitziges Kaleidoskop voller Wirrwarr und Verwicklungen zwischen unglücklicher Liebe, Eifersüchteleien und zerplatzten Träumen boten. (mehr …)