Notizen von unterwegs: Zum Goldenen Tiger

Wehe dem Gast, der im "U Zlatého Tygra" einen der Stühle besetzt, die mit der Rückenlehne schräg am Tisch lehnen! Die Kellner verscheuchen den Besucher ziemlich schnell, sind diese Stühle…

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Notizen von unterwegs: Valentinstag

»When you are old and grey and full of sleep, And nodding by the fire, take down this book, And slowly read, and dream of the soft look Your eyes…

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Wortschätzchenallerlei (01)

Frühlingzeit ist Sachensucherwortfindezeit: Wenn mich eine wunderbare Kundin anruft und von den ersten Schlotfegerli in ihrem Garten schwärmt. Kurz war ich verblüfft, dann erinnerte ich mich: An meine Lieblingstante und…

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Reisenotizen: Hochzeit fränkische Art

Vor dem Standesamt drängeln sich Brautpaare, mal im Trachtenlook, mal in Rockabilly-Klamotten. Genaueres Hinhören ist unterhaltsam, fast noch besser als Hinschauen: Die Franken haben offenbar einen wirklich schrägen Humor. Der…

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Die leeren Dörfer Brandenburgs

Oktober 2015, unterwegs von Leipzig nach Berlin. Die Autobahn ist nach einem schweren Unfall gesperrt, deswegen bin ich hinter Niemegk abgebogen auf die Landstraße. Herbst in Brandenburg, das Wetter passt – unter einem tiefblauen, wolkenlosen Himmel glüht das Laub der Bäume in allen Schattierungen von Feuer. Die Farben der Landschaft und Orte wirken wie aus einer anderen Welt, erinnern an die Beschreibungen Theodor Fontanes. Kopfsteinpflaster aus grobem Blaubasalt, »Katzenköpfe«, macht die Fahrt zu einer reifenrumpelnden Angelegenheit. Entlang der Strecke lassen die Dörfer und Städtchen Kindheitserinnerungen wach werden: Lattenzäune »mit Zwischenraum hindurchzuschaun«, so hätte Morgenstern sie beschrieben. Mal frisch gestrichen, mal windschief und verwittert, manchmal zerbrochen und umgestürzt.

Hinter ihnen breiten sich Bauerngärten neben, vor und hinter den Häusern. Teils verwildert, teils gepflegt, leuchtend vor späten Blumen. Jungfer im Grünen, ein paar Margeriten, zarte Cosmea-Blüten zwischen den Zaunlatten wippen leise im Wind. Bunte Zinnien, Dahlien, leuchtende Ringelblumen, späte Rosen. Und viele Obstbäume, deren Äste sich fruchtschwer der Erde entgegensenken. Äpfel, Birnen hängen als farbenfrohe Tupfer hoch oben, liegen als Fallobst im tiefen Gras und am Straßenrand. Nur noch wenige Häuser in diesen Dörfern sind bewohnt. Einige sind sorgfältig wieder hergerichtet, einige verfallen still vor sich hin. Viele der kleineren Gebäude stehen leer. Ihre blinden, staubigen Fenstern verraten: Das ist schon eine ganze Weile so. Mit heruntergelassenen Rolläden reihen die kleinen Häuser aus friderizianischer Zeit entlang der Dorfstraßen. Ab und an knarrt ein Fensterladen im Wind, als ob er seine Flügel vorsichtig erprobt, um der Leere dort zu entfliehen.

IMG_3186 Eigentlich wollte ich ein wenig durch eins dieser Dörfer schlendern, auf der Suche nach meinen Kindheitserinnerungen anderen Orts. Wollte Bilder machen, von der Kopfsteinstraße mit ihren verfallenden Häusern und verwilderten Gärten, Tonaufnahmen der Stille machen, die nur selten von Reifengerumpel auf dem Blaubasalt und ein paar Vogelstimmen gestört wird. Kaum bin ich aus dem Auto ausgestiegen, bewegt sich in einem Häusern mit den verkrusteten Fenstern sachte ein Vorhang. Ich habe niemanden gesehen, keine Hand, die den Vorhang zur Seite gezogen hat. Vielleicht war es nur ein Windstoß. Wenig später, als ich um die Ecke bog, wird mir klar: Das war kein Luftzug. Wie aus dem Boden gewachsen, steht ein Hüne vor mir, pflanzt sich breitbeinig vor mir auf , fuchtelt mit beiden Händen und brüllt mich an: »Was willst Du hier? Scheiß-Immobilien-Hai, elendes Dreckspack, verpiss Dich, sonst gibts auf die Fresse!« Nur kurz versuche ich zu erklären. Zwecklos, er hört nicht zu, hebt drohend den Arm. Für weitere Debatten ist mir der Mann eindeutig zu aggressiv. (mehr …)

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Und Mozart kugelt sich….

Einer der feinsten Plätze zum Sinnieren ist das Salzburger Café Tomaselli am Alten Markt. Mittlerweile in der fünften Generation Familienbetrieb, ist das ehrwürdige Haus trotz der vielen Touristen ein bemerkenswert unterhaltsamer Ort.…

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Waldmorgenwelt, Frühling

Ganz früh unterwegs: Das Licht wechselt von grau zu sanfter Farbigkeit. Die Waldmorgenwelt ist ein großer Gesang aus Vogelstimmen, Blattwispern und Regen, der von den Blättern tropft. Niemand außer mir…

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Unterwegsgeschichten: Kaffeeträume

Unterwegs entdecke ich gerne Cafés; am liebsten diejenigen, die ein wenig aus der Zeit gefallen wirken: Charmante Orte, die ebenso zum Innehalten und Verweilen einladen wie zum Plaudern mit Menschen am Nachbartisch. Plätze, die zu Beobachtung, zum Lesen oder Schreiben inspirieren. Und immer wieder erinnern mich solche Cafés an ein wunderbares kleines Geschäft in Mainz, das es schon seit Jahren nicht mehr gibt. An seine hölzerne Eingangstür mit Glasscheiben und blank gegriffenen Messingbeschlägen, die sich knarrend in die duftende Dämmerung öffnete. An die altmodische Türglocke, den Geruch nach Schokolade, ein wenig Karamel und Kaffee. An dunkles Holz an den Wänden und auf dem Boden, einen Tresen mit Glasplatte, darunter kleine Schirmchen aus Schokolade, Pralinen, handgemachte Bonbons in buntem Papier und Stanniol. Große Glaszylinder mit auf Hochglanz polierten Messingdeckeln, gefüllt mit dunklen, samtig schimmernden Kaffeebohnen, mit Schildern daran: Kenia-Perle, Afrika-Mischung, noch einige Namen, an die ich mich schon nicht mehr erinnere. Sorgfältig von Hand geschrieben auf kleine, zurechtgeschnittene Pappstücke, die an Bändern aus feiner, blauweißer Schnur um den Griff der Glasbehälter befestigt waren.

Schlurfenden Schritts kam der Inhaber, ein zierlicher älterer Herr, aus dem hinteren Teil des Ladens in den dämmerigen Raum, fragte die Kunden nach ihren Wünschen. Manche Besucher bat er mit sich in die hinteren Räume, setzte sich dort wieder ans Sortieren der Kaffeebohnen. Ein vergilbtes Leinentuch, über zwei Walzen mit einer gußeisernen Kurbel gespannt, huschende, knotige Altherrenhände, die emsig die noch ungerösteten, hellen Bohnen sortierten. Nebenbei erzählte der kleine Herr mit leiser Stimme Geschichten über die Geheimnisse des Kaffees. Anekdoten amouröser Verflechtungen der Historie, Abenteuer des Kaffeeanbaus in fernen Ländern, über die Feinheiten der Kaffeezubereitung. Dass in Frankreich anders, länger geröstet werde als hierzulande. Eine Handvoll Zucker, (mehr …)

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